Der diesjährige Ute Bock Preis für Zivilcourage geht unter anderem an die NACHBARINNEN in Wien. Der vor zehn Jahren gegründete Verein hilft, Frauen und Familien mit Flucht- oder Migrationsgeschichte aus der Isolation zu holen. Dies gelingt mit zu Sozialassistentinnen ausgebildeten migrantischen Frauen, die durch ihre eigene Geschichte an Geflüchtete herantreten können und als Role Models für erfolgreiche Integration fungieren können. Diese „Nachbarinnen“ begegnen den hier isolierten Familien , muttersprachlich und mit dem Wissen um die jeweilige Kultur. Das Arbeitsprinzip der NACHBARINNEN ist Empowerment, das Ziel ist Selbstbestimmung.
Die NACHBARINNEN haben in den vergangenen zehn Jahren 4000 Familien begleitet und tausende Frauen beim Weg in ein gewaltfreies und selbstbestimmtes Leben unterstützt. Gründerin Dr. Christine Scholten nahm mit fast allen im Verein angestellten Frauen den Preis entgegen. Die Laudatio hielt Bundeskanzler a.D. Dr. Franz Vranitzky. Er erklärte –
"Ich habe das in anderem Zusammenhang einmal gesagt, aber hier passt es noch viel besser - Was sozial auf Dauer falsch ist, kann politisch auf Dauer nicht richtig sein."
Sein Lob galt den grundlegenden Prinzipien der Nachbarinnen:
„Die Nachbarinnen reden MIT den Menschen statt über sie. Sie holen isolierte Familien in die Gesellschaft und in die Arbeitswelt, denn genau dort brauchen wir sie dringend. Ohne Migration und die aktive Mitarbeit der Migrant*innen in Österreich haben wir keine Zukunft – umso mehr gilt es, diese Zukunft gemeinsam und voneinander lernend zu gestalten.“
Der Ute Bock Preis für Zivilcourage wurde heuer zum 19. Mal vergeben. Er wurde ins Leben gerufen, um das Engagement der bekannten Flüchtlingshelferin Ute Bock zu würdigen – sie selbst war erste Preisträgerin.
„Es ist eine große Ehre, in der Tradition von Ute Bock zu stehen. Sie hat Integration ähnlich verstanden wie die Nachbarinnen: Es ist niemals eine Einbahnstraße, immer ein Geben und Nehmen. Die NACHBARINNEN unterstützen, aber sie fordern auch. Integration ist ein Weg, der von beiden Seiten gegangen werden muss. Ich bin so richtig stolz auf den Preis, denn er bedeutet, dass die Arbeit, die wir machen, richtig gut ist!“,
sagt Christine Scholten abschließend.